pms-Vorträge 2022

Unter diesem Titel fand am 01. Juli 2022 eine von der pms – Beratende Ingenieure im Baubetrieb – Partnerschaft mbB in deren neuen Büroräumen in München-Freiham veranstaltete Vortragsveranstaltung statt.

Nachdem er die knapp 60 Gäste aus Bauwirtschaft, Behörden, Ingenieurbüros und Rechtsanwaltskanzleien begrüßt hatte, blickte Prof. Dipl.-Ing. Thomas Clausen auf die Unternehmensgeschichte zurück und stellte die neu firmierte Partnerschaft vor. Von Günther Weber im Jahr 1994 unter dem Namen PMS Projektmanagement Service GmbH gegründet, wurde das Büro im Jahr 2007 zunächst von Thomas Clausen und Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz übernommen, bevor 2021 Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers und Prof. Dipl.-Ing. Christian Waibel jeweils ein Viertel des Unternehmens erwarben. Seit 2022 wird das Büro unter dem Namen pms – Beratende Ingenieure im Baubetrieb als Partnerschaft mbB mit Standorten in München, Berlin/Potsdam und Osnabrück geführt. In der Fläche und in der Expertise wurde mit dieser Vereinigung von vier Baubetriebsprofessoren die Reichweite gezielt ausgebaut, um die Kunden der PMS künftig noch besser unterstützen zu können.

In einem ersten Fachvortrag setzte sich Michael Ehlers mit der Abkehr vom kalkulierten Preisniveau  bei der Nachtragskalkulation auseinander. Im § 650c Abs. 1 BGB wurde 2018 erstmals festgeschrieben, dass die Höhe des Vergütungsanspruches nach den tatsächlich erforderlichen Kosten mit angemessenen Zuschlägen für AGK sowie WuG zu ermitteln sei. Darin sieht Ehlers eine Abkehr  von der Preisfortschreibung auf Basis der Urkalkulation. Er zeigte auf, wie sich nach der aktuellen, höchstrichterlichen Rechtsprechung zum § 2 Abs. 3 VOB/B und diversen einschlägigen Veröffentlichungen mittlerweile abzeichnet, dass sich die Höhe der Vergütung im Streitfall künftig im VOB-Vertrag wohl auch bei zusätzlichen oder geänderten Leistungen nach den tatsächlich erforderlichen Kosten richten wird. Sein Vortrag setzte sich nach Erläuterungen zur Preisfortschreibung und den tatsächlich erforderlichen Kosten aus baubetrieblicher Sicht kritisch mit der Rechtsprechung und den daraus resultierenden Folgen auseinander, zeigte den Gästen Notwendigkeiten und Lösungsmöglichkeiten auf.

Die explodierenden Preise für Baustoffe infolge des Kriegs gegen die Ukraine nahm Christian Waibel zum Anlass, sich mit der historischen Entwicklung und den aktuellen Regelungen zur Stoffpreisgleitklausel auseinander zu setzen. Er zeigte auf, dass die gegenwärtigen Teuerungen kein singuläres Ereignis sind und in der Vergangenheit die Vereinbarung von Preisgleitklauseln regelmäßig zu spät erfolgt ist, nachdem Preissteigerungen bereits weitestgehend realisiert waren. Trotz aller Schwierigkeiten bei der Festlegung von geeigneten Ausgangswerten und der möglichen Unschärfe von Preisindices warb Waibel dauerhaft für einen pragmatischen und partnerschaftlichen Umgang mit unkalkulierbaren wie untragbaren Preisrisiken. Einer einfachen und transparenten Lösung, welche möglichst ohne großen Aufwand im Hintergrund mitläuft und Härten wirksam abfedert, sei der Vorzug zu geben. Besser eine einfache Gleitklausel, als gar keine Gleitklausel. Den Vertragspartnern müsse nur klar sein, worauf sie sich einlassen.

Mit der Anwendung digitaler Werkzeuge zur Dokumentation des Bauablaufs schloss Bernd Schweibenz (der krankheitsbedingt leider per Videokonferenz zugeschaltet werden musste) die Reihe aktueller Fachvorträge ab. Er erläuterte, weshalb es für einen effektiven und effizienten Einsatz digitaler Werkzeuge zunächst erforderlich ist, vorab die erforderlichen Prozesse zu definieren, die einzelnen Arbeitsschritte zu beschreiben und geeignete Möglichkeiten zur Dokumentation zu identifizieren. Nach Aufbereitung der erforderlichen Prozesse könnten die digitalen Werkzeuge dann zur Unterstützung herangezogen werden. Als Grundlage für die Verknüpfung von dokumentierten Daten böte sich ein Projektstrukturplan (PSP) mit passender Codierung für die Vorgänge des Soll-Bauablaufs an. Anhand dieses PSP-Codes könne eine Verbindung zwischen den Daten mit unterschiedlichen Werkzeugen hergestellt werden. Für die Dokumentation des Bauablaufs eignet sich laut Schweibenz ein Soll-Ist-Vergleich auf Grundlage des Fertigstellungsgrads der aktiven Vorgänge. Damit ließen sich die zeitlichen Veränderungen darstellen und dokumentieren sowie die Verbindungen zu den erfassten Daten anhand des PSP-Codes herstellen.

Im Anschluss an die angeregte und fachkundige Diskussion mit viel Praxisbezug genossen die Partner zusammen mit ihren Gästen die vielen und langen Fachgespräche bei einer bayerischen Brotzeit und dankten für deren Kommen.

Die pms-Vorträge werden 2023 eine Fortsetzung erfahren.

Die Folien zu den Vorträgen stellen wir Ihnen hier gerne kostenlos per Download zur Verfügung, beachten Sie aber bitte das Urheberrecht.

Tatsächlich erforderliche Kosten bei Nach­tragsleistungen – Gelingt die Abkehr vom kalkulierten Preisniveau?

Explodierende Preise für Baustoffe –
Ist die neue Stoffpreisgleitklausel zu Unrecht ins Abseits gedrängt worden?

Digitale Werkzeuge zur Dokumentation des Bauablaufs – Welche Anwendungen steigern schon heute den Projekterfolg?

Timetabel und Kurzinformationen zu den Vorträgen.

Freitag 01.07.2022 Beginn 9.30 Uhr

Centa-Hafenbrädl-Straße 61 · München / Freiham

Prof. Dipl . -Ing. Thomas Clausen

Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz

Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers

Prof. Dipl.-Ing . Christian Waibel

9.30 Uhr Eintreffen der Teilnehmer mit Begrüßungskaffee
10.00 Uhr Begrüßung und Vorstellung der neuen Geschäftspartner
Prof. Dipl . -Ing. Thomas Clausen
10.15 Uhr Tatsächlich erforderliche Kosten bei Nachtragsleistungen – Gelingt die Abkehr vom kalkulierten Preisniveau ?
Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers
10.45 Uhr Explodierende Preise für Baustoffe – Ist die neue Stoffpreisgleitklausel zu Unrecht ins Abseits gedrängt worden ?
Prof. Dipl.-Ing . Christian Waibel
11.15 Uhr Pause
11.30 Uhr „Digitale Werkzeug e zu r Dokumentation des Bauablaufs – Welche Anwendungen steigern schon heute den Projekterfolg?“
Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz
12.00 Uhr  Fachdiskussion
ab 12.45 Uhr  Bayerische Brotzeit

Tatsächlich erforderliche Kosten bei Nach­tragsleistungen – Gelingt die Abkehr vom kalkulierten Preisniveau?

Im § 650c Abs. 1 BGB wurde erstmals festgeschrieben, dass die Höhe des Vergütungsanspruches nach den tatsächlich erforderlichen Kosten mit angemessenen Zuschlägen für AGK sowie WuG zu ermitteln sei. Dies ist eine Abkehr von der Preisfortschreibung auf Basis der Urkalkulation.
Mit Urteil des BGH vom 08.08.2018 (VII ZR 34/18) wurde erstmals höchstrichterlich entschieden, dass sich die Vergütung bei Mehrmengen auch in einem VOB-Vertrag nach den tatsächlich erforderlichen Kosten bemisst. Es ist abzusehen, dass sich diese Rechtsprechung auch auf zusätzliche und geänderte Leistungen ausdehnen wird. Fraglich ist, ob die Fortschreibung des kalkulierten Preisniveaus dadurch entbehrlich wird.
Prof. Dr.-Ing. Michael Ehlers

Explodierende Preise für Baustoffe –
Ist die neue Stoffpreisgleitklausel zu Unrecht ins Abseits gedrängt worden?

Laut einer Umfrage des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie beklagen aktuell 90 Prozent der Unternehmen massive Preissteigerungen. 85 Prozent gaben in diesem Zusammenhang an, dass die Lieferanten nur noch tagesaktuelle Preise geben. Es stellt sich die Frage, wie hierauf in laufenden Bauverträgen adäquat reagiert werden kann. Ist die neue Stoffpreisgleitklausel zu Unrecht ins Abseits gedrängt worden?
Wir möchten die Historie beleuchten, die Berechnung
erklären und Lösungen für Probleme aufzeigen.
Christian Waibel war Mitglied der interministeriellen Arbeitsgruppe, welche die Gleitklausel erarbeitet hat.
Prof. Dipl.-Ing. Christian Waibel

Digitale Werkzeuge zur Dokumentation des Bauablaufs – Welche Anwendungen steigern schon heute den Projekterfolg?

Welche digitalen Anwendungen und Vorgehensweisen lassen sich bereits jetzt – auch ohne BIM – in der
Projektabwicklung vorteilhaft einsetzen? Wie lässt sich damit der Aufwand für die Dokumentation verringern?
Der Ausgangspunkt liegt in den Vorgaben und Anforderungen an die Projektdokumentation. Mithilfe einer geeigneten Projektstrukturierung lassen sich Konzepte entwickeln, um die Dokumentation des Bauablaufs im Projekt angemessen umzusetzen. Applikationen und Softwarelösungen können hierbei unterstützend
eingesetzt werden.
Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz

Die Veranstaltung ist für die Pflichtfortbildung von Ingenieuren, Sachverständigen und Fachanwälten grundsätzlich geeignet.
Eine Anerkennung durch die Bayerische Ingenieurekammer-Bau ist bereits zugesichert.
Rechtsanwaltskammern und IHK führen dagegen bekanntlich vorab keine Zertifizierungen durch. Teilnahmebestätigungen gemäß § 3 der Fort- und Weiterbildungsordnung, § 15 der Fachanwaltsordnung und § 17 SVO der IHK erhalten Sie am Tag der Veranstaltung.